Reifendrehen


Das Reifendrehen entstand um das Jahr 1800 im kleinen Erzgebirgsort Seiffen und zählt zu den beeindruckendsten Handwerkstechniken, die die Seiffener Spielwarenmacher hervorgebracht haben. Heute sind die kleinen hölzernen Reifentiere und -figuren fester Bestandteil der Erzgebirgischen Volkskunst. Dabei wird die altehrwürdige Technik des Reifendrehens weltweit von nur noch acht Handwerkern beherrscht. Denn neben körperlicher Kraft erfordert sie vor allem feines Formgefühl und ein außergewöhnliches Vorstellungsvermögen.

Zur damaligen Zeit war es kaum möglich, Tiere aus gedrechselten Einzelteilen mithilfe der vorhandenen Wasserkraft herzustellen. Die Erfindung des Reifendrehens war deshalb eine kleine Sensation.

Die Reifentiere entstehen aus einem geeigneten, möglichst rissfreien Holzstück auf einer besonderen Holzdrehbank. Zunächst werden mit verschiedenen Drehstählen händisch präzise Rillen und Kerben in das noch feuchte und vorher sorgfältig ausgewählte Fichtenholz gedreht, sodass ein Holzring mit einem Durchmesser von etwa 30 bis 50 Zentimetern entsteht. Der Reifen besitzt nun im Querschnitt die Kontur der gewünschten Figur. Anschließend werden die Figuren-Rohlinge mit Hammer und Messer wie Scheiben vom Holzreifen abgespalten und die Tiere in ihrem typischen Profil freigelegt. In weiterverarbeitenden Schritten werden die kantigen Rohteile beschnitzt, mit Zubehörteilen versehen und ihrem Typ entsprechend bemalt.